Berufseinstieg Mode: Wie kann ich Praxiserfahrung sammeln?
Die Liebe für Mode zum Beruf machen. Das ist der Traum vieler Absolventen von Modeschulen. Sie möchten Teil einer bunten, lebhaften Branche sein, die an ihre Mitarbeiter hohe Anforderungen stellt. Genauso vielfältig wie Kleider sind die Karrierechancen im Bereich Mode: Man kann als Modedesigner, Stylist oder als Schneider arbeiten. Man kann Trends jagen, Models ablichten oder Produktmanager werden. Die Aufnahme an einer Modeschule ist der erste wichtige Schritt, doch egal, wohin es Sie treibt, spätestens vor dem ersten Pflichtpraktikum, müssen Sie sich mit dem Thema Bewerbung auseinandersetzen. Praktika sind die optimale Chance, um vor dem Berufseinstieg die verschiedenen Möglichkeiten der Modebranche kennenzulernen. Doch wie bewirbt man sich im Bereich Mode? Welche Besonderheiten muss man beachten? Lesen Sie unsere Tipps zum Einstieg in den Beruf.
Darum ist die Bewerbungsmappe so wichtig
Egal, ob Sie sich an einer Modeschule oder Modehochschule bewerben oder einen Praktikumsplatz suchen: Die Bewerbungsmappe ist eine der wichtigsten Etappen im Bewerbungsverfahren. Die Recruiter möchten die Bewerber mithilfe der Mappe in wenigen Minuten kennenlernen. Sie dient zur Feststellung der künstlerischen Eignung und des Gespürs für Mode. Sie soll zeigen, dass man sich mit Mode auseinandersetzt, wie man arbeitet und ob man zeichnen kann. Die Bewerbungsmappe hat als Spiegelbild des Bewerbers folglich zwei Funktionen:
1. Den Charakter des Bewerbers versinnbildlichen. 2. Künstlerische Eignung und Designbewusstsein darstellen.
Wie bewerbe ich mich an einer Modeschule?
Was gehört eigentlich in eine Bewerbungsmappe für die Modeschule? Strenge Zeichnungen, selbst genähte Kleider oder mystische Fotografien? Eines ist sicher: Kreativ, frisch und individuell sollen die Werke sein. Alles Weitere hängt von der jeweiligen Modeschule ab: Hat sie eher einen künstlerischen oder eher einen handwerklichen Fokus? Welchen Stil vermitteln die Dozenten – modern oder traditionell? Die Erstellung der Mappe macht viel Arbeit und dauert seine Zeit. Den Startpunkt zu finden, fällt vielen Bewerbern schwer. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie einige Monate an Ihrer Mappe arbeiten, bis Sie genügend Werke erstellt haben. In der Regel sind 20 bis 30 Arbeiten gefordert. Achten Sie genau auf die Vorgaben der Hochschule. Sowohl zu wenige Werke als auch zu viele könnten negativ gewertet werden. Wenn Sie keine konkreten Zahlen zum geforderten Umfang finden, können Sie sich an die Studienberatung wenden.
Die Grundlagen einer Kreativmappe
Das äußere Erscheinungsbild: Gepflegt und ordentlich
Kreatives Chaos ja, aber bitte leben Sie das nicht am äußeren Erscheinungsbild Ihrer Kreativmappe aus. Jedes Jahr landen hunderte von Bewerbungsmappen in den Posteingängen der Hochschulen. Um nicht direkt aussortiert zu werden, ist ein positiver erster Eindruck entscheidend. Achten Sie unbedingt darauf, dass Ihre Mappe nicht direkt negativ durch Knicke oder Flecken auffällt. Zudem sollte der Inhalt der Mappe ordentlich und strukturiert aufgebaut sein. Wählen Sie ein großes Format, zum Beispiel A3 oder größer. Aufwendig verzieren müssen Sie sie nicht, denn das lenkt zu sehr vom Inhalt ab.
Auf den Inhalt kommt es an: Künstlerische Arbeiten aller Art
Was kommt in eine Kreativmappe? Grundsätzlich heißt es: Alles geht, solange es ohne visuelle Klischees auskommt. Zeigen Sie Collagen, Zeichnungen, Aktmalereien, Naturstudien, Skulpturen oder digitale Arbeiten. Nutzen Sie die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Mögliche Werke wären etwa die Detailzeichnung eines Tieres oder eine Collage aus Textilien und Fotografien. Nehmen Sie dabei ungewöhnliche Blickwinkel ein und seien Sie neugierig. Ihre Arbeiten sollten auffallen, müssen aber nicht verrückt sein. Auch leise Werke können Kreativität ausdrücken: Zeigen Sie Ihre Persönlichkeit. Alle Werke in der Mappe sollten aufeinander abgestimmt sein, eine Erzählrichtung haben. Reichen Sie nur Werke ein, die eine tiefere Aussage haben. In der Regel können Sie sich aussuchen, ob sich alle Arbeiten mit einem Thema beschäftigen oder jedes Werk ein eigenes Thema hat.
Achtung: Keine selbst genähten Kleidungsstücke
Unser Tipp: Nutzen Sie Ihre Vorbereitungszeit sinnvoll!
Die wenigsten Modeschulen möchten selbst genähte Arbeiten sehen. Denn mit der Bewerbungsmappe soll man nicht zeigen, wie gut man nähen kann. Es geht um die künstlerische Begabung. Ein eingereichtes Kleidungsstück kann in zwei Richtungen negativ auffallen. Ist das Stück fehlerfrei, sagt es aus, dass man schon alles kann und gar kein Modestudium mehr braucht. Ist die Schnittkonstruktion fehlerhaft, sind Nähte unsauber gearbeitet, wirkt das möglicherweise untalentiert.
Tipps zur Mappengestaltung
Egal, ob Sie Ihren Fashion-Blog einreichen oder Kartoffeldruck einsetzen: Nach einem Blick auf erfolgreiche Bewerbungsmappen ergeben sich einige Dos und Don’ts:
Früh mit der Planung anfangen: Sammeln Sie Skizzen und Ideen frühzeitig, möglichst ein Jahr im Voraus. Kreatives Arbeiten ist ein Prozess, dessen Wellen kommen und gehen.
Vielfalt ist das A und O: Arbeiten Sie mit verschiedenen Formaten und Techniken. Es müssen nicht immer rechteckige Werke und Aquarelle entstehen.
Ein Thema beschäftigt Sie besonders intensiv? Erstellen Sie eine Serie.
Erleichtern Sie den Prüfern das Durchschauen der vielen Mappen, indem Sie alle Arbeiten auf gleich große Pappen kleben. Nutzen Sie dafür neutrale, helle Papiertöne. Bunte oder dunkle Farben lenken zu sehr ab oder beeinflussen die Wirkung der Arbeit.
Arbeiten Sie nicht auf Kopierpapier oder Malblöcken aus dem Supermarkt. Investieren Sie in qualitativ hochwertiges Papier aus dem Künstlerbedarf. Ihre Arbeiten wirken auf Qualitätsmaterial gleich viel professioneller. Gleiches gilt für Pinsel und Stifte.
Reichen Sie Werke ein, die ausgereift und erwachsen wirken.
Mappenkurse zur Ausschöpfung des Potenzials
Unser Tipp: Nehmen Sie an einem Mappenkurs teil!
Die Teilnahme an einem Mappenkurs kann von Vorteil sein, wenn Sie Startschwierigkeiten haben. Sie erhalten dort intensive Beratung, persönliche Betreuung und können Ihr Potenzial weiterentwickeln. Sie lernen die Abläufe des kreativen Arbeitens kennen und trainieren verschiedene Mal- und Zeichentechniken:
Wo finde ich Inspiration?
Wie stellt man verschiedene Textilien, Körperhaltungen oder Mimik zeichnerisch dar?
Welche Zeichenarten gibt es? Welche passt zu meiner konkreten Idee?
Wie arbeite ich mit Ölfarben?
Welcher Pinsel passt zu welchem Papier?
All das können Sie in einem Vorbereitungskurs lernen, damit Sie die Grundlagen von Formen und Farben sicher beherrschen. Für eine qualitativ hochwertige Mappe braucht es nicht nur frische Ideen, sondern auch eine sichere Umsetzung und viel Fleiß.
Einige Modeschulen bieten selbst Mappenberatungen an: An diesen Terminen können Sie Ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und zu ersten Arbeiten wertvolles Feedback einholen. Das direkte Feedback erleichtert es, das Potenzial der eigenen Ideen einzuschätzen und ein Gefühl für die Anforderungen der Schule zu bekommen. Finden Sie auf die Frage „Wie gestalte ich eine Bewerbungsmappe?“ keine pauschale Antwort, sondern die Antwort der Wunsch-Schule.
Übrigens:Viele Bewerber belegen einen Mappenkurs zur Vorbereitung. Nur die Wenigsten schaffen diese Hürde ohne professionelle Unterstützung.
Die Entscheidung für eine Modeschule steht Ihnen noch bevor?
Schauen Sie sich unsere Übersichtsseite für Modeschulen an und erfahren Sie, wie Sie sich im großen Markt der Modeschulen zurechtfinden.
Welche Bewerbungsarten gibt es? Wie finde ich eine Stelle?
Mit dem Besuch einer Modeschule haben Sie den ersten wichtigen Schritt in Richtung Berufseinstieg bereits gemacht. Wichtige Berufserfahrungen zu sammeln und sich auf Praktikumsstellen zu bewerben, sollte als Nächstes auf Ihrer To Do-Liste stehen.
Der klassische Weg ist die Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle bei einem Modeunternehmen. Diese veröffentlichen ihre Stellenanzeigen auf der eigenen Website sowie in einschlägigen Jobbörsen wie Indeed oder Stepstone. Spezielle Ausschreibungen im Bereich Mode finden Sie u.a. auf Fashion United. Ein Blick in die sozialen Netzwerke kann sich ebenfalls lohnen – viele potenzielle Arbeitgeber veröffentlichen mittlerweile auch dort ihre offenen Stellen.
Lassen Sie sich nicht abschrecken, falls bei Ihrem Wunsch-Arbeitgeber aktuell keine passende Stelle vakant sein sollte – punkten Sie einfach mit einer Initiativbewerbung! Arbeitgeber freuen sich über Eigeninitiative und Interesse am Unternehmen. In der Regel finden Sie im Karrierebereich der Website einen Hinweis auf Initiativbewerbungen. Finden Sie keinen, können Sie beim Unternehmen anrufen und aktiv nachfragen, ob Initiativbewerbungen erwünscht sind, ob gerade Bedarf besteht und an wen sie die Bewerbung richten sollen. Eine weitere Möglichkeit, potenzielle Arbeitgeber auf sich aufmerksam zu machen, sind Branchenveranstaltungen wie zum Beispiel Messen. Stellen Sie sich persönlich vor, signalisieren Sie Interesse und erfragen Sie Ansprechpartner für Bewerbungen.
Ihre Bewerbung können Sie auf zwei verschiedene Arten einreichen: Sie versenden Ihre Bewerbungsmappe per Post oder E-Mail. Mittlerweile haben viele Unternehmen eigene Bewerbungsportale, in die Sie Ihre Online-Bewerbung auch einfach hochladen können. Richten Sie sich bei der Bewerbungsart nach den Wünschen des potenziellen Arbeitgebers, die in der Stellenausschreibung angegeben sind.
Was gehört in die Bewerbungsmappe für ein Praktikum?
Auf dem Weg zum Traumberuf sind gute Bewerbungsunterlagen das A und O. In kreativen Branchen gelten mitunter andere Regeln für Bewerbungen. Nicht alle Tools des Bewerbungstrainings aus der Schulzeit kann man anwenden. Lediglich für Anschreiben und Lebenslauf gelten die gleichen Normen und Anforderungen. Ansonsten können und sollten Sie Ihre Kreativität ausleben: Verzichten Sie auf Standard-Mappen. Ihre Bewerbung ist Ihre individuelle Visitenkarte. Zeigen Sie den Adressaten, wer Sie sind, welche Fähigkeiten Sie haben und warum Sie perfekt zum Unternehmen passen. Bleiben Sie bei all der Kreativität aber professionell und reichen Sie eine ordentliche, saubere Mappe ein.
Viele Unternehmen haben konkrete Vorgaben, welche Dokumente mit der Bewerbung eingereicht werden soll. Eine Bewerbungsmappe besteht in der Regel aus den folgenden Inhalten:
Individuelles Anschreiben
Übersichtlicher Lebenslauf
Praktikums- und Arbeitszeugnisse (falls vorhanden)
Weitere Nachweise, etwa Zertifikate von Sprachkursen
Aussagekräftige Arbeitsproben oder Referenzen
Die Mappe: Ästhetischer Blickfang
Die optische Gestaltung der Bewerbungsmappe prägt den ersten Eindruck, den die Bewerbung bei den Mitarbeitern in der Personalabteilung hinterlässt. Sie sollte den Vorgaben des Unternehmens entsprechen, sauber und ästhetisch ansprechend sein. In der Modebranche ist – neben den Formalien – besonders die Kreativität wichtig: Ist die Mappe individuell gestaltet? Verbildlicht sie die Fähigkeiten des Bewerbers? Die Mappe gibt der Bewerbung einen individuellen Rahmen. Unternehmen wollen mit einem Blick auf sie herausfinden können, ob der Bewerber ins Team passt. Schießen Sie bei der Gestaltung deshalb nicht übers Ziel hinaus und orientieren Sie sich an den Stilvorstellungen des Labels.
Der Dresscode für Vorstellungsgesprächen
Schwarze Stoffhose, schwarzer Blazer und weiße Bluse? Was als Allrounder für Vorstellungsgespräche gilt, ist für die Modebranche nicht unbedingt passend. Das Outfit ist eine große Chance, den eigenen Charakter und Stil zu zeigen. Im Optimalfall passt die Kleidung zu den Produkten des Unternehmens.
Das Anschreiben: Persönlich und interessant
Ein Anschreiben kann man als kurzes Gutachten betrachten: Der Arbeitgeber soll den Wunsch verspüren, den Bewerber näher kennenzulernen. Es sollte formal korrekt gestaltet sein und eine Länge von einer, maximal zwei Seiten haben.
Inhaltlich können Sie wieder auf Kreativität setzen. Vermeiden Sie Standard-Sätze wie „Hiermit bewerbe ich mich…“. Heben Sie sich stattdessen von anderen Bewerbern ab. Sie können zum Beispiel mit einem persönlichen Statement oder einer Frage einsteigen. Nutzen Sie den ersten Satz, um Interesse zu wecken und zum Weiterlesen zu animieren. Dann folgt die Beantwortung des Warums: Warum möchten Sie in der Modebranche arbeiten? Warum bewerben Sie sich auf genau diese Stelle bei genau diesem Unternehmen? Formulieren Sie keinen Universaltext, den Sie an mehrere Arbeitgeber senden. Vergleichen Sie Ihre Fähigkeiten mit den Stellenanforderungen. Verfassen Sie für jede Bewerbung ein individuell auf das Unternehmen zugeschnittenes Anschreiben. Eine Bewerbung ist kein Serienbrief.
Der Lebenslauf: klar und übersichtlich
Auch der Lebenslauf muss formal korrekt und in tabellarischer Form vorliegen. Ganz klassisch, wie bei der Bewerbung in anderen Branchen auch. Der Fokus liegt hier auf Klarheit, Übersichtlichkeit und Vollständigkeit.
Der Lebenslauf unterstreicht Ihre Aussagen aus dem Anschreiben. Achten Sie bei der Strukturierung des Lebenslaufs darauf, dass die wichtigsten Fakten besonders schnell ersichtlich sind. Folgende Unterpunkte gehören in einen Lebenslauf:
Persönliche Daten
Schulbildung und Schulabschluss
Hochschulstudium oder Ausbildung
Berufliche Erfahrungen
Berufliche Weiterbildungen
Weitere Informationen: zum Beispiel Sprachkenntnisse
Branchenrelevante Interessen
Die Arbeitsproben: Individuell und kreativ
Arbeitsproben sind in der Modebranche besonders wertvoll, um Fähigkeiten und Talente zu beweisen: Was möchten Sie von sich zeigen? Welche Ihrer Arbeiten passen zu Ihrem Wunsch-Arbeitgeber? Das Ziel von Arbeitsproben ist nicht, alles von sich zu zeigen, sondern nur das Relevante. Unternehmen erhalten oft eine große Zahl an Bewerbungen. Vermeiden Sie eine Informationsüberflutung und finden Sie den roten Faden in Ihren Werken. Überlegen Sie sich, welche Arbeitsproben für den Arbeitgeber interessant sind und wählen Sie sie entsprechend aus.
Wichtig: Vergessen Sie nicht, Ihre Mappe samt Arbeitsproben mit zum Vorstellungsgespräch zu nehmen und bereiten Sie sich auf deren ausführliche Besprechung vor.